Vaclav Havel 5.10.1936 – 18.12.2011
Lieber Herr Präsident Havel,
obwohl es absehbar war, Ihre Gesundheit liess bereits seit Jahren zu wünschen übrig, sind Sie nun von uns gegangen.
Das ist vorallem für das tschechische Volk ein herber Verlust.
Waren Sie doch immer die Stimme der Vernunft in der Tschechischen Republik und in Europa. Gerade die Tatsache dass Sie nie Berufspolitiker waren sondern Berufener, ermöglichte die Velvet Revolution, die friedliche Revolution in Ihrem Land.
Als Schriftsteller und einer der größten Denker Ihres Landes war Ihnen der profane politische Alltag mit seinem Schachern und kleinbürgerlicher Machtgier zutiefst zuwider.
Viele Staatsmänner wünschen sich immer Volksnähe und würden alles dafür tun vom Volk wirklich geliebt zu werden; sie brauchten das nie. Das Volk liebte und verehrte Sie als Einen der Ihren, als den Bürger Havel der mit gesundem Menschenverstand die Schatten des Sozialismus verbannte und einem über lange Jahrzehnte geknechteten Volk sein Selbstbewusstsein zurückgab.
Ich durfte Sie kennenlernen und ich war fasziniert von Ihrer Bescheidenheit, Ihrer Menschlichkeit und Ihrem klaren messerscharfen Verstand.
Sie waren jedoch weit mehr als die Summe einer Zahl von guten Eigenschaften, mit Verlaub Herr Präsident, sie hatten Eier! Ein Merkmal was heutzutage bei Politikern nicht oft vorkommt.
Ihr Mut und Ihre Taten basierten nicht auf Kalkül sondern auf Aufrichtige Liebe zu Ihrem Land und Ihren Landsleuten.
Wer Sie, wie ich, im Kreis von Normalbürgern und Freunden auf der Skihütte erleben durfte und Ihre wunderbaren Geschichten hören durfte, Ihre präzise Einschätzung der Weltpolitik und Ihre Sorge um das Wohlergehen Ihrer Mitbürger teilen durfte, dem wurde schnell gewahr dass Sie mehr waren als die Summe der Sachen die Sie repräsentierten.
Sie haben sich die Menschlichkeit, zuweilen auch die Naivität und Ihren festen Glauben an das Gute nie nehmen lassen.
Jetzt ist die Welt schon wieder ärmer geworden, sie sind gegangen. Und wir können sehen wie wir klarkommen. Glücklicherweise haben wir ja Ihre Bücher, die Fotos und Anekdoten.
Mein Mitgefühl gilt Ihrer Familie, Ihrer wunderbaren Frau und dem gesamten tschechischen Volk.
Mit Ihnen geht ein Stück Hoffnung und ein wenig des Glaubens an das Gute.
Ruhen Sie in Frieden und wenns wieder mal brenzlig wird, vielleicht geben Sie uns irgendwie von da Oben nen kleines Zeichen; schicken Sie doch einfach ne Flasche Slivovice runter.
Wir werden Sie vermissen.
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