Weihnachtswahn

So, da isser wieder!

Hatte mir ne kurze Auszeit vom Bloggen genommen um die aufkeimende vorweihnachtliche Hysterie voll auszukosten.

Und, nein, ich möchte nicht über den Weihnachtswahn in Deutschland sprechen.

Der ist nämlich noch sehr steigerungsfähig, nämlich in der Tschechischen Weihnachtsrepublik.

Hier drehen alle völlig durch beim Gedanken dass das Fest der Brüderlichkeit und des Friedens naht. Natürlich interessiert keinem Tschechen auch nur annähernd die nur lästige Bürde der Menschlichkeit und des Miteinanders welche noch immer leicht mit diesem Konsumrausch einhergeht.

Der Tscheche hat erkannt worauf es ankommt; Weihnachten ist eine Schlacht die gewonnen werden will. Nur wenn man sämtliche Menschen im Umkreis von 5 Km. um seinen Wohnort in Sachen Geschenke und kostspielige Nahrung übertrumpfen kann ist man gesellschaftsfähig.

Dem kläglichen Rest der Anderen bleibt das Weihnachts-Waterloo.

Diese, schon konsum-faschistoide, Haltung führt zu unfreiwillig komischen Nebeneffekten.

Hat der Tscheche generell nie Geld und ist er immer klamm, so fährt er doch gern immer neue Autos (die gern geleast werden, das steht ja nicht drauf und demzufolge merkts auch keiner), reist mindestens 6x im Jahr in den Erholungs-Kurzurlaub („Erholung wovon?“ fragt man sich, sind die Bürger dieses Staates doch nicht gerade für ihren überfliessenden Arbeitseifer famos) und das Eigenheim wird gern mit allzeit verfügbaren Krediten finanziert.

Die Krone der Konjunktur-Stalinorgel sind die „günstigen“ Spezial-Kredite die Banken ihren Bürgern gegen discounterhafte Zinsen von ca. 17,4% zur Verfügung stellen um die Weihnachtseinkäufe zu sichern.

Im Klartext, sogar um die opulenten Geschenke unterm Baum zu finanzieren wird Kredit aufgenommen. Dann wirds ganze Jahr abgestottert bis zum November des Folgejahres, wo dann erneut nen Darlehen genommen wird usw.

Eine ganze Nation verballert Geld das man sich eigentlich nicht leisten kann, ein konjunktureller Traum!

Mit  einer unglaublichen Verbissenheit und der verzweifelten Hoffung den Schäppchen-Gral zu finden tritt man jedes Wochenende die Reise in Shopping-Malls und Einkaufscenter (gern auch bis zu 100 Km. entlegen) an um vermeintliche Sonderangebote zu ergattern.

Da ists egal ob der Laptop ein Model von vor 3 Jahren ist, der Grossflächen-Fernseher technisch bedenklich oder das Spielzeug gesundheitsgefährdend ist. Hauptsache billig!

Mann muss ja vom gepumpten Geld möglichst grossen Massen kaufen um gesellschaftlich gut dazustehen.

Daher wird auch die triumphale Rückkehr vom Shopping-Kreuzzug (zu dem prinzipiell die gesamte Familie inkl. Kleinkinder und gehbehinderter Grosseltern in den Skoda gepfercht werden) zeitlich so geplant dass möglichst viele Anrainer die Beutegüter neidisch mitzählen können. Mit ungeahnter Aggression wird um Parkplätze gekämpft und jedes Auto bis weit unter die Decke mit Tand vollgestopft.

Und das sind nur die Äusserlichkeiten.

Ich durfte bereits mehrfach miterleben wie sich der Status der Einzelperson in der Familie rapide downgraded wenn nicht alle (auch der Hund und die Katze) mit mindestens 3-4 Geschenken von jedem Anwesenden „beglückt“ werden.

Beim dann aufgefahrenen traditionellen Weihnachtsschmaus mit fettigem Zeugs und natürlich Würsten wird dann schon angefangen zu kalkulieren, was jeder Schenker ausgegeben hat und für wieviel man geschenkt hat.

Und wehe dem der schnäppchenmässig gewirtschaftet hat, der wird sofort zur Adoption freigegeben!

Noch schlimmer kommts wenn man den Fehler macht, noch zur Weihnachtszeit mit einer tschechischen Frau liiert zu sein (man sollte Verhältnisse prinzipiell im November beenden und dann im Januar wieder neue Liebe aufkeimen lassen); da wird das Ausbleiben von 2-karätigen Ringen und Ohrgeschmeiden sowie die Abwesenheit von Hermes-Handtaschen (das Schäppchengebot gilt nicht für Ausländer) oder die nicht-adäquaten Geschenke für Eltern und Geschwister immer zuverlässig mit mindestens 2-wöchigem Nerventerror bestraft. („Wenn Du mich lieben würdest, dann würdest Du mir das zeigen, nimm Dir ein Vorbild am Freund meiner Schwester. Der hat Ihr einen Dubai-Urlaub geschenkt.“)

Dass der Arme sich dafür die nächsten 3 Jahre überschuldet hat und wahrscheinlich nicht weiss wie er seine Miete zahlen soll ist unwichtig. Wo man selbst die Mittel hernehmen soll ist unwichtig, eine Frau muss man sich leisten können.

Wäre es nicht so fürchterlich dumm, müsste ich jedes Mal laut loslachen!

Im Gegenzug darf sich der schenkende West-Freund dann aber auch über sensationelle Gaben wie Luxus-Düfte der Marken „Old Spice“, „Axe“ und „Irish Moos“ freuen; reichlich Hemden vom KiK-Grabbeltisch und slovakischen Bourbon-Whiskey. Ein Fest der Freude!

In der Weihnachtszeit zeigt sich das wahre Gesicht einer Gesellschaft, konsumkorrumpiert und gnadenlos wird der Krieg der Krippengaben gekämpft.

Am 26. Dezember dann scharrt man die Bargeschenke zusammen um ordentlich Feuerwerk, Würste und Alkohol fürs Sylvester zu kaufen.

Und ab dem 1. Januar wird Diät gemacht, weil nix mehr zu Fressen da ist.

Es ist diese Seite an der tschechischen Gesellschaft die ich weder verstehen noch gutheissen kann.

Sie sind ein kleines chaotisches und oftmals liebenswertes Volk.

Aber wehe Sie werden zum Einkauf geschickt!

Besinnliche Festtage!

 

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